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Barrierefreie Texte: Warum inklusives Schreiben auch in der Wissenschaft wichtig ist

Barrierefreie Texte

Inklusive Wissenschaft und Barrierefreiheit

In der heutigen Gesellschaft wird das Thema Inklusion immer wichtiger. Dies gilt nicht nur im Alltag, sondern auch in der Wissenschaft. Barrierefreie Texte sind ein entscheidender Bestandteil inklusiven Schreibens und gewinnen in der Wissenschaftskommunikation zunehmend an Bedeutung. Aber was genau sind barrierefreie Texte, und warum sollten sie in der wissenschaftlichen Kommunikation eine zentrale Rolle spielen?

Was sind barrierefreie Texte?

Texte, die keine Barrieren aufweisen, sind für alle Menschen zugänglich und erfordern keine individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen, um verstanden zu werden. Das gilt in erster Linie für Menschen, die mit Sehbehinderungen, Hörbehinderungen oder Beeinträchtigungen im Kognitionsbereich oder im Lernen zu kämpfen haben. Jeglicher Text, der problemlos erfassbar ist, sollte folgende Eigenschaften aufweisen: verständlich, einfach strukturiert und ansprechend.

Merkmale eines barrierefreien Textes

  • Einfache Sprache: Statt komplizierter Satzstrukturen und einer Vielzahl an Fachbegriffen verwenden die Autoren klare, einfache Worte.
  • Struktur: Barrierefreier Text hat nicht nur eine klare, einfache Sprache. Er hat auch eine klare, einfache Struktur. Man findet sich leicht zurecht. Die Autoren verwenden Überschriften, Absätze und Aufzählungen.
  • Alternativtexte: Für Bilder und Grafiken, die im Text vorkommen, gibt es Alternativtexte. Wenn keine passenden Bilder vorhanden sind, werden Alternativtexte bereitgestellt.
  • Kontrast: Man sieht den Text, auch wenn man nicht gut sieht. Die Farben bieten einen hohen Kontrast.
  • Lesbarkeit: Der Text lässt sich gut lesen, auch wenn man nicht gut lesen kann.

Warum gewinnen barrierefreie Texte an Bedeutung?

1. Gesellschaftliche Verantwortung

Das Menschenrecht auf Inklusion ist das Fundament, auf dem Wissenschaft und Gesellschaft stehen. Alle Menschen sollen gleichberechtigt an Bildung und Wissenschaft teilhaben. Mit unseren Texten fördern wir diese Gleichheit, weil wir sie als unsere gesellschaftliche Aufgabe betrachten. Wissenschaft und Gesellschaft sollen für alle Menschen zugänglich und verständlich sein. Und ob etwas verständlich ist, darüber entscheidet nicht allein der Verfasser.

2. Vielfalt der Zielgruppen

Ein Bereich, der immer vielfältiger wird, ist die Wissenschaft. Hier arbeiten und studieren immer mehr Menschen aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und fachlichen Hintergründen. Fast alle Texte, die in der Wissenschaft entstehen, sollen barrierefrei sein, möglichst viele Menschen erreichen und verstanden werden. So hat es die Chancengleichheit in die Wissenschaft geschafft – und das ist nicht der einzige Grund, weshalb die Vielfalt in der Wissenschaft immer wichtiger wird!

3. Gesetzliche Vorgaben

In zahlreichen Staaten existieren gesetzliche Regelungen, die die Barrierefreiheit von Informationen und Dienstleistungen sicherstellen. In Deutschland verpflichtet das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) öffentliche Stellen dazu, ihre Informationen so aufzubereiten, dass sie von allen Menschen verstanden werden können – gleich, ob diese in sichtbarer, hörbarer, schriftlicher oder digitaler Form vorliegen. Auch der Wissenschaft stehen zunehmend gesetzliche Auflagen ins Haus. Einrichtungen und Forschende sind aufgefordert, ihre Arbeiten barrierefrei zugänglich zu machen, um nicht mit möglichen Rechtsansprüchen konfrontiert zu werden.

4. Verbesserung der Verständlichkeit

Texte, die für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind, sind auch für die überwiegende Mehrheit der Leser von Nutzen. Sie sind klar, einfach und gut verständlich. Und das ist genau das, was wir hier an der Universität in der Wissenschaftskommunikation anstreben. Verständlichkeit auf allen Ebenen erreicht man nur durch einen guten, klaren Stil. In der „guten alten Zeit“ galt die Empfehlung, möglichst auf zusammengesetzte Sätze und viele Nebensätze zu verzichten.

5. Förderung der Innovationskraft

Ein inklusiver Ansatz in der Wissenschaft hat das Potenzial, die Innovationskraft zu stärken. Wenn verschiedene Perspektiven und Erfahrungen in den wissenschaftlichen Diskurs einfließen, entstehen neue Ideen und Lösungsansätze. Texte, die für alle verständlich sind, tragen dazu bei, dass im wissenschaftlichen Diskurs mit dieser Stimme auch die Forschung bereichert wird.

Barrierefreier Texte in der Wissenschaft

Umsetzung barrierefreier Texte in der Wissenschaft

Umsetzung von Barrierefreiheit in wissenschaftlichen Texten – Ein Umdenken ist erforderlich, und zwar in der Art und Weise, wie wissenschaftliche Inhalte erstellt und präsentiert werden. Die Forschung zu diesem Thema ist international und hat klar aufgezeigt, dass es nicht ausreicht, wenn nur die sogenannten „Reads“ (ein Convertor, der das Aussehen einer Webseite in eine Textform umwandelt) als Arbeitsgrundlagen angesehen werden. Vielmehr sollen in der Forschung klare und verständliche Texte erzeugt werden – unabhängig von Textgattung und Fachgebiet. Damit dies Realität wird, können und sollen die folgenden Schritte unternommen werden:

  • Forschung und Entwicklung: Institutionen und deren MitarbeiterInnen haben die Möglichkeit und die Verantwortung, die Erstellung barrierefreier Texte voranzutreiben und selbst zu leben.
  • Training und Coaching: Ebensolches haben die Macher der Texte, d. h. die WissenschaftlerInnen, dringend nötig, wenn sie noch nicht sicher und druckreif schreiben können.
  • Vorlesen der Texte: Wer Texte erstellt, soll die Textteile, die für die Barrierefreiheit wichtig sind, für sich selbst und die Leser und Zuhörer vorlesen – damit ist gewiss mehr erreicht als mit dem „Inwendiglesen“ des Textkorpus, der mit Bits und Bytes im WWW herumreist.

Fazit

Unverzichtbar in der inklusiven Wissenschaft sind barrierefreie Texte. Sie gewährleisten Chancengleichheit, sie machen Wissenschaft und das, was sie produziert, verständlich, und sie bereichern den wissenschaftlichen Diskurs. Inklusion hat, und das ist längst überfällig, auch in der Wissenschaft Einzug zu halten. Forschende und wissenschaftliche Institutionen sollen aktiv daran mitwirken, dass auch in ihrer Domäne Inklusion gilt. Barrierefreies Schreiben ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser gleichberechtigten Zugänglichkeit.

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